Migranten, die nach Deutschland kommen, um hier Arbeit zu finden, verfolgen ihr Ziel auf ganz unterschiedliche Weise. Einige fliehen aus ihrem Land, weil dort Krieg herrscht und ihre Suche nach Arbeit beginnt erst nach ihrer Ankunft in einem sicheren Land. Andere haben die Möglichkeit, ihre Einreise nach Deutschland vorzubereiten und bereits aus ihrem Heimatland, einen Arbeitsplatz zu suchen.
 
Heute möchten wir über Menschen schreiben, die auf der Suche nach Job-Möglichkeiten im Ausland das Internet als Helfer genutzt haben. 
 
Wir haben mit mehr als 100 baltischen Pflegekräften gesprochen, die in den letzten Jahren ihr Glück auf dem deutschen Arbeitsmarkt versucht haben. Dies ergab viele verschiedene Geschichten und Erfahrungen und wir haben sie gesammelt.
 
Wir wollen versuchen, einen generellen Eindruck von dem Prozess und den Hauptschwierigkeiten, die sich ergeben haben, zu zeigen. 
 
Es gibt zwei mögliche Optionen, wie eine Krankenpflegerin aus den baltischen Staaten einen neuen Job in Deutschland finden kann. Sie kann sich selbst auf die Suche nach einem Arbeitgeber in Deutschland machen oder eine Personalagentur einschalten. In 90 % der Fälle haben Kandidaten aus den baltischen Staaten eine Personalagentur als Partner gewählt, um mögliche Risiken zu verringern und um den Prozess der Anerkennung ihres Diploms in professionelle Hände abzugeben. Soweit die Theorie.
In der Praxis ist es für die Krankenpflegerinnen sehr schwer zu unterscheiden, welche Agentur seriös arbeitet und welche nicht. Welche Agentur Wert legt auf eine gute Betreuung und auf Qualität und welche nur schnell Geld verdienen möchte.
Eine Reihe von „schwarzen Schafen“ legen mehr Wert auf Marketing Aktivitäten und die Abwicklung von möglichst vielen Fällen mit einem geringen Aufwand.
 
  • Oft wurden den Krankenpflegerinnen eine 6 Monatige Intensiv-Deutsch-Ausbildung zugesagt, aber dann waren es nur 6 Wochen
  • 5 Tage Arbeit pro Woche wurden versprochen, doch dann waren es nur ein oder zwei Tage
  • Es wurde eine Wohnung zugesagt, aber nur ein Gemeinschaftszimmer mit drei weiteren Pflegekräften wurde zur Verfügung gestellt
  • Es wurde eine Beschäftigung bei einem Arbeitgeber versprochen, in der Realität wurde die Krankenschwester allerdings von einer Leiharbeitsfirma zu verschieden Arbeitgebern geschickt, teilweise mit Anfahrtszeiten bis zu zwei Stunden,
  • Weitere Deutschkurse in Deutschland wurden versprochen, jedoch nicht angeboten,
  • Die Gehälter waren oft niedriger, als vorher verspochen,
  • Teilweise wurde deutlich unter dem heutigen Mindestlohn bezahlt und die Gehälter wurden willkürlich neu festgesetzt, nachdem die Krankenschwester Deutschland erreichte.
 
In diesen Fällen brachen die meisten der Krankenschwestern ihren Aufenthalt in Deutschland ab. Sie wurden teilweise von Agenturen bedroht, dass sie aufgelaufene Kosten von bis zu 5.000 € bezahlen müssten. In zwei Fällen gab es dazu ein Gerichtsverfahren, das die Agentur jeweils verlor.
Dies sind die schlechten Beispiele. In etwa 50 % der Fälle arbeiten die Krankenschwestern heute noch in Deutschland. Meistens hatten die Krankenschwestern in Riga bereits ein A2/B1 oder B2 Sprachlevel und verbesserten ihre Sprachkenntnisse weiter in Deutschland.
Meistens kaufte der Arbeitgeber sie nach kurzer Zeit aus dem Agenturvertrag heraus und bot einen direkten Arbeitsvertrag an. In diesen Fällen blieben die Krankenschwestern meist bis heute bei diesem Arbeitgeber.